#HundZwilchGirly

Aus Huldrych Zwingli wird Hund Zwilch Girly –Reformation einmal anders

 

«Hund Zwilch Girly» ist wortwörtlich das wohl «abgefahrenste» Projekt des Reformationsjubiläums. Der Künstler Hanswalter Graf hat die Buchstaben Huldrych Zwinglis einmal kräftig durchgeschüttelt. Daraus entstanden ist nicht nur ein Anagramm, welches das Leben des Reformators pointiert wiederspiegelt, sondern vielmehr ein partizipatives Kunstprojekt.

Hanswalter Graf wählte aus Zwinglis Schrift «Die freie Wahl der Speisen» zehn griffige Sätze, die er mit jeweils einer Sekundarklasse in einer Übersetzungswerkstatt von Text- in Bildsprache transformierte. Ziel war es, damit die Autos von zehn Pfarrpersonen einzuwrappen.

Rasant wie bei einem Formel-1-Rennen ging es in den halbtägigen Workshops zu und her. Die Zugänge und Arbeitsweisen, die der Künstlers Hanswalter Graf ins Klassenzimmer brachte, waren überraschend, wirkten inspirierend. Der Vormittag begann mit einer «freien Trainingseinheit» und einem weissen Blatt Papier: Sich selbst darstellen, ohne zu zeichnen? Gar nicht so einfach! Als nächstes folgte die «Einführungsrunde»: Mit Gegenständen aus dem Etui legten die Schülerinnen und Schüler einfache Bilder. Innert Kürze wurde der Schwierigkeitsgrad markant erhöht und es galt, Begriffe zur Reformation in Sekundenschnelle auf den Tisch zu zaubern.

Noch vor Abschluss der ersten Lektion erfolgte die «Startfreigabe». Zu Zwinglis Sätzen wie «Die Geistlichen haben über alles Vorschriften erlassen, damit die Leute sie fürchten» oder «Das Evangelium verkündigen und Licht in die finstere Verworrenheit bringen» konnten die Schülerinnen und Schüler ihrer Fantasie freien Lauf lassen und diese in eigene Zeichnungen übersetzen.

Gearbeitet wurde immer wieder mit «Handicap»: Sei es blind oder mit der falschen Schreibhand. Und immer unter Zeitdruck. «Aus dem Bauch heraus arbeiten», nennt Graf diese Technik, bei welcher der Kopf ausgeschaltet wird.

Aus den entstandenen Zeichnungen gestaltete der Künstler zusammen mit dem Grafiker Peter Gärtl Folien, die auf die Autos der beteiligten Pfarrpersonen gewrappt wurden.

Die zehn vollfolierten Autos wurden somit zu mobilen Botschaftern der Reformationsidee – aus der Sicht von Jugendlichen heute. Mit ihrem «Zwinglimobil» besuchten die Pfarrpersonen «ihre» Klasse. Sie diskutierten mit den Jugendlichen über den jeweiligen Satz von Zwingli, die Reformation und ihre Auswirkungen auf das kulturelle und soziale Leben in Europa bis in die heutige Zeit - direkt und anschaulich mit den gestalteten Autos vor Augen.

Vom Austausch mit der Pfarrperson profitierten nicht nur die Schulklassen, denn die «Zwinglimobile» legten auch an anderen Orten Boxenstopps ein: im Konfirmandenunterricht oder an der Frühlingsmesse, im Autogottesdienst oder vor dem Einkaufszentrum.

Ein Gewinnerauto gab es bei der Formel 1 der «Zwinglimobile» nicht. «Hund Zwilch Girly» war für mehrere Monate als mobiles Kunstprojekt mitten im Alltag präsent, löste in Schulen und Pfarrämtern, auf der Strasse und auf Parkplätzen Fragen und Reaktionen aus und wirkte damit durchaus beschleunigend auf den aktuellen Reformations-Diskurs.